Rezension Emmy Göldner
Ein Pfund Zwetschgen, bitte!
Geschichten zum Erinnern und Wohlfühlen
Die Motivation, diese Zeilen zu schreiben, überfiel mich förmlich, als ich die ersten Geschichten und Gedichte gelesen hatte. Diese Freude muss unbedingt ganz vielen Menschen zu Gute kommen, war der auslösende Gedanke!
Es gibt Autoren, denen keine Alltagssituation verborgen bleibt, mag es die Jahreszeit mit ihrer prächtigen Vielfalt, ein weinendes oder ein lachendes Auge, ein romantisches Abendrot, ein kilometerlanger breiter Sandstrand, die alten Gummistiefel, das traumhafte Hochzeitskleid, die Menschen selbst mit ihren Marotten oder auch nur „ein Pfund Zwetschgen“ sein. Damit wären wir bei dem Titel dieses herrlich bunten und absolut lebensnahen Buches. Der allein macht ja schon neugierig, vor allem wenn man entdeckt, dass es sich nicht um ein Back- oder Kochbuch handelt, sondern um eine Vielzahl kurzer Geschichten und Gedichte von der Kindheit bis zum reifen Alter.
In sieben Kapiteln breitet die Autorin aus dem Leben gegriffene Kurzgeschichten aus: „KINDHEIT UND JUGEND sind meist geprägt von Unbeschwertheit, Geborgenheit, Behütetsein und Leichtigkeit. Dann geht es weiter ins BERUFSLEBEN. Man lebt die Vorlieben gewinnbringend aus, man gründet eine Familie und schafft sich sein eigenes Reich IN HAUS UND GARTEN. Jetzt muss keiner mehr allein sein, was sehr harmonisch sein kann – oder anders. VOM MITEINANDER im ganz normalen Alltag geht es gelegentlich in die NÄRRISCHE ZEIT. Dann gönnt man sich auch mal eine längere Auszeit im URLAUB und schließlich kommt wieder die Besinnung auf das Wesentliche in der ADVENTS- UND WEIHNACHTSZEIT ...“, verraten die Zeilen auf dem Rückumschlag.
Ich bin überzeugt, dass jeder Leser – und das nicht nur einmal – sich selbst, seinen Erinnerungsschatz oder gar seine heimlichen Sehnsüchte in diesen Texten wiederfindet. Wenn Sie also eine Lektüre zum Wegträumen an dunklen Winterabenden suchen oder ein Geschenk, das lange Freude machen soll, dann werden Sie hier fündig. Lassen Sie sich von den Geschichten an die Hand nehmen, gehen Sie in Gedanken noch einmal durch vergangene, nicht nur siebenbürgische Zeiten und lassen Sie Ihren Gefühlen freien Lauf. Ich bin sehr dankbar, es so früh erhalten zu haben und ergötze mich bereits an den herrlichen Wortspielen.
Heidenore Glatz hat als Kind in Honigberg und als Jugendliche in Zeiden gelebt. Die Arzthelferin, die jahrelang in der Aktivierung älterer Menschen tätig war, hält heute Workshops zum Thema Demenz für pflegende Angehörige im Landkreis Landsberg am Lech. Sie gehört zu jenen Menschen, die mit einer großen Portion Optimismus, mit offenen Augen und Ohren, aber auch mit Stift und Schreibblock bewaffnet durch die Welt gehen. Es bereitet ihr Freude, das Gesehene und Erlebte auch für andere festzuhalten. Und es gelingt ihr! Die Geschichten sind so, dass es Spaß macht und Erfüllung bringt, ihnen Lesezeit zu schenken.
So auch ihr Buch „Ich bin jetzt anders … Wie fühlt sich dement an?“, gerade in 3. Auflage, aktualisiert und erweitert erschienen. Es ist eine Hinführung zu liebevoller Achtsamkeit und Wahrnehmung, aus der Sicht des an Demenz Leidenden geschrieben, aber vor allem als Hilfestellung für die Menschen in seinem Umfeld gedacht. Heidenore Glatz will sie einfühlsam für das veränderte Verhalten des Angehörigen oder beruflich zu Betreuenden sensibilisieren. Darüber hinaus bietet es wertvolle Handreichungen für gemeinsame Stunden, wie Bilder, Traumreisen und kurze Geschichten, die helfen, sich zu erinnern und darüber zu reden.
Emmy Göldner, Sankt Augustin