Werkstattgespräche

Anthologien des Landsberger Autorenkreises Band 4

Herausgeber Dr. Boris Schneider, Aspera Verlag 2019, ISBN 978-3-9818780-8-0, 350 Seiten

Der Landsberger Autorenkreis, gegründet von Helmut Glatz, trifft sich regelmäßig zu Lesungen. Aus dem Format „Werkstattgespräche“, bei denen die Autoren ihre Texte vortragen, um sie gemeinsam zu besprechen, entstand jüngst eine Anthologie. Das vorliegende Buch ist bereits der vierte Band der Reihe.

Es umfasst Geschichten und Gedichte von 33 Autoren, die am Ende mit ihren Werken vorgestellt werden.
Die einzelnen Themen sind in elf unterschiedliche Kapitel eingeteilt, beginnend mit „Alles im Fluss“. Der Fluss ist der Anfang, er fließt in den See, ins Meer, sein Wasser ist Heimstatt für Pflanzen und Tiere, notwendig für das Leben. Und so sieht Fred Fraas den

„Fluss

Stürzend, tosend, Wasserfälle,
gurgelnd, windend aus der Schnelle
keuchend in der Wiederkehr.
Gischtend sprühend in Fontänen,
drängend, drückend, Felsmoränen
quirlen Schaum zum Selbstverzehr.“


Das Kapitel Die Zeit gibt viel Spielraum, sie spielt für jeden eine Rolle und jeder Literat sieht sie anders, Alter und Jugend, Vergangenheit und Zukunft. Mit wenigen Worten bringt Boris Schneider sie auf einen Nenner:“

„Eine Zeitlang

Langsam fing die Zeit einst an
wurde langsam schneller dann
schneller rast sie nun heran
rast und rast ins Irgendwann“


In der Erzählung „Münchner Gschichten“ erinnert Claire Guinin an die Zeit von 1939 bis 1945. Für viele sind diese Jahre, lange vor ihrer Geburt, unbekannt. Das Ende der Geschichte ist der Dank dafür, dass wir in einer noch nie dagewesenen Friedenszeit leben:

„Möge sie uns erhalten bleiben. Es gibt nichts Kostbareres“

Über die Kapitel Baum und Stein kommen wir dann zu den Drachen, der skurrilen Nonsensdichtung, in der Helmut Glatz ja ein Meister ist.

„Drachen

Ich halt einen an der Leine,
hat nicht Schnauze, hat nicht Beine,
schaut nur stumm
ringsherum,
und sein langer Ringelschwanz
ringelt sich in tollem Tanz.“


In Karussell dreht sich alles, das Leben wird immer noch schneller, denn „jeder will der Erste sein“. Es drehen sich die Gefühle zueinander, es drehen sich die Mondzeiten und natürlich das alte Ringelspiel

„Häuser, Lichter, Lachgesichter drehen sich im Kreise,
runder Mond im Nachtgewande geht mit auf die Reise.“


Die Themen der Kapitel gehen weiter über Gedankensprünge, Interpretierbare Lyrik, Worte und Wörter bis zu Musik und zu den Träumen. Die Texte sind unterschiedlich, besinnlich oder humorvoll, gereimt oder ungereimt, manchmal auch in Mundart. Jeder Autor hat seine eigene Note. Unüberhörbar ist das Phantastische, das für viele Autoren einen besonderen Reiz hat.

Die Zeichnungen von Helmut Glatz, Franz Oberhofer und Hermann Kienzl begleiten einzelne Beiträge sinngemäß und erzeugen immer wieder ein Schmunzeln.

Die vierte Anthologie des Landsberger Autorenkreises ist wieder ein voller Erfolg geworden und macht neugierig auf die Fortsetzungen.

Dr. Christine Michelfeit, Innsbruck
Gesellschaft der Lyrikfreunde